„Meinen“ ersten JOHN LEE HOOKER habe ich Helmut zu verdanken, einem „Schallplattenverkäufer“ im Geschäft „Argilo“, das es schon Lichtjahre nicht mehr gibt, später in „More“ umgetauft wurde und dann irgendwann in den 90er Jahren seine Pforten schloß. In Würzburg gab es damals nur noch „Müller“ und „Media Markt“, ansonsten war es zappenduster um gute starke Musik für die „real music lovers“ und especially natürlich für die Blues Fans. Der Verkauf von Vinyl Schallplatten war 1995 komplett eingestellt worden. Eines von zahlreichen Eigentoren, dass sich die Tonträgerindustrie selbst geschossen hat. Im Argilo gab es eine Auswahl an Importscheiben mit Bands und Musikern, die damals nur die beinharten Insider kannten und eben besagter Helmut, der dafür sorgte, dass diese geilen Scheiben zur Verfügung (zum Verkauf) standen. Eddie Clearwater – Son Seals – Larry Davis – Magic Sam u. v. a. – ich ging damals – muss so 1979 gewesen sein – waren die meisten von Euch noch gar nicht geboren, ha, ha – mit dem Doppel Album „Hooker n’Heat“ (*) heim und war restlos begeistert. Innerhalb einer Woche habe ich mir dann alles von Meister Hooker besorgt, dessen ich nur irgendwie habhaft werden konnte.
Warum diese Geschichte? Weil es wieder mal ein ”neues” Scheibchen gibt vom am 21. Juni 2001 im Alter von 88 Jahren verstorbenen Meister. Nichts Besonderes, nichts Neues, die Titel, die es auf „Whiskey & Wimmen: John Lee Hooker’s Finest“ gibt, stehen bereits sämtlich in meinem und wahrscheinlich auch in den Regalen der meisten Blues Fans. Das Album ist daher eher Einsteigern in die Materie zu empfehlen, allerdings gibt es hier zu bemängeln, dass es sich bei den 16 Stücken nur um Material der ersten 20 Jahre (1949-1969) handelt. Nicht ein einziger Song aus der späteren Erfolgsgeschichte, als JLH im Herbst 1989 plötzlich von vielen „neu entdeckt“ wurde mit dem Album „The Healer“, auf dem es etliche Gastauftritte von Santana, Bonnie Raitt, Robert Cray und Charly Musselwhite gab. Blues war auf einmal salonfähig und gefiel plötzlich auch Hausfrauen, Frisösen und Finanzbeamten und JLH wurde nun endlich der weltweite Bekanntheitsgrad zuteil, den er sich schon lange vorher verdient hatte.
Anspieltipps: Die JLH-Signature-Hits „Boom Boom“ und „Dimples“, das akustische „I Need Some Money“ (1962 mit dunkler, sonorer Stimme gesungen und mit hypnotischem Groove ausgestattet – Louis Hayes an den Drums und Sam Jones am Bass - und klanglich immer noch erste Sahne!), „No More Doggin“ und der vibrierende Slow Boogie „Grinder Man“ – wohl einer der ersten Blues-Headbänger der Musikgeschichte. Im „Frisco Blues“ (auf manchen CDs und LPs auch mit „Frisco“ oder „San Francisco“ angegeben) vom 1963er Album „The Big Soul“ ist im Backing Chor die „Supremes“-Sängerin Mary Wilson zu hören. Den Bass hatte Session-Legende James Jamerson bedient. Hooker hat Kohorten von nachfolgenden Musikern beeinflußt (Thorogood, Johnny Winter, Clapton, Mayall und und und …) und ich würde jedem Gitarristen, der sich die Blues Roots drauf schaffen möchte, raten, sich diese Stücke mal vorzunehmen, weil sie auch bestens geeignet sind, sich darüber mit diversen pentatonischen und chromatischen Skalen exzessiv auszutoben.
Mittlerweile ist ja auch der sympathische Sohnemann John Lee Hooker Jr. schon viele Jahre unterwegs (2008 habe ich ihn kennen gelernt bei einem Konzert in Darmstadt) und auch er hat schon jede Menge toller Alben veröffentlicht. Und Helmut? Ist seit Jahren beim Media Markt in der CD-Abteilung beschäftigt und versorgt Musikfans vor Ort immer noch mit seinen erstklassigen Tipps über neue Musik und legt dem „normalen“ Musikfan größtenteils unbekannte Künstler und Bands ans Herz. Der Mann hätte mit Sicherheit auch schon längst mal einen Orden verdient als musikalischer Botschafter. Chapeau! an dieser Stelle, mein lieber Helmut!
(*) Das Album „Hooker n’Heat“ hat JOHN LEE HOOKER gemeinsam mit den Woodstock-Veteranen von „Canned Heat“ eingespielt. Es ist einer der Meilensteine, die eigentlich in jede Blues-Sammlung hineingehören.
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